Die Kraft des Mitgefühls

Traumatische Erfahrungen sind nicht nur ein Thema für die Psychotherapie – sie finden auch ihren Weg in den Berufsalltag. In der zweiten Folge des Podcasts „trauma @work“ spricht Gastgeberin Ivana Scharf mit Prof. Luise Reddemann, der Pionierin der Traumatherapie in Deutschland.

Das Gespräch verdeutlicht wie wichtig es ist, die Biografien von Menschen zu berücksichtigen, um individuelle Belastungen besser zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu fördern. Prof. Reddemann teilt wertvolle Ansätze, wie die Kraft des Mitgefühl und Achtsamkeit in anspruchsvollen Situationen helfen können, Belastungen zu bewältigen und gleichzeitig ein unterstützendes, respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen, das von einer traumasensiblen Haltung geprägt ist. Diese Einsichten sind gerade für Führungspersönlichkeiten essenziell, um langfristig eine gesunde Unternehmenskultur zu stärken.

„Man kann nicht nicht wirken“ – und deshalb lohnt es sich, die eigene Wirkung zu reflektieren.

Prof. Dr. Luise Reddemann ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und hat die psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT) entwickelt. Ihre Haltung ist geprägt von Achtsamkeit, innerer Freiheit und tiefem Respekt vor den Erfahrungen der Betroffenen. In der Folge spricht sie darüber, wie wichtig es ist, im Führungsalltag nicht nur Ziele im Blick zu haben, sondern auch die seelische Verfasstheit von Mitarbeitenden.

Was bedeutet das konkret? Zum Beispiel zu verstehen, dass Menschen in ihrem Verhalten oft unbewusst auf alte Erfahrungen reagieren – und dass eine traumasensible Haltung helfen kann, Eskalationen zu vermeiden und Beziehungen zu stärken.

Führung mit innerer Sicherheit

Ein zentraler Gedanke im Gespräch: Nur wer selbst eine gewisse innere Sicherheit hat, kann auch Sicherheit für andere ausstrahlen. Führungskräfte, die sich mit ihrer eigenen Wirkung auseinandersetzen und sich für traumasensible Themen öffnen, sind besser in der Lage, mit Spannungen, Stress und Konflikten umzugehen – gerade in emotional herausfordernden Situationen.

Reddemann spricht von einer Haltung, in der man präsent ist, ohne vereinnahmend zu sein. In der man empathisch ist, ohne sich selbst zu verlieren. Und in der man Verantwortung übernimmt, ohne sich zu überfordern. Sie meint damit zwar die Haltung eines Therapeuten oder einer Therapeutin, letztlich lässt sich diese aber auf Führungskräfte übertragen.

Weshalb Trauma am Arbeitsplatz ein Thema für alle ist

Viele Menschen bringen unbewusste Belastungen mit zur Arbeit – das kann sich in Rückzug, Aggressivität oder starker Anpassung zeigen. Wenn Führungskräfte dafür sensibilisiert sind, können sie wertvolle Orientierung bieten. Es geht nicht darum, therapeutisch tätig zu sein – sondern darum, einen Umgang zu finden, der Sicherheit, Würde und Klarheit vermittelt.

Außerdem macht Reddemann Mut, sich als Organisation mit psychischer Sicherheit zu beschäftigen. Denn: Wer das Thema Trauma versteht, schafft Räume, in denen Menschen wachsen können – nicht trotz, sondern mit ihren Erfahrungen.

Weitere Ressourcen

Dich interessiert das Buch „Trauma verstehen, bearbeiten, überwinden“ von Luise Reddemann und Cornelia Dehner-Rau? Es ist im Trias Verlag erschienen. Das erwähnte Buch „Imagination als heilsame Kraft“ von Luise Reddemann ist im Klett Cotta Verlag erschienen. Zahlreiche Vorträge von Prof. Luise Reddemann sind im Auditorium Netzwerk zu finden.

Möchtest Du mehr über das Online-Training Trauma-Kompetenz-Kompakt erfahren? Ein praxisnahes Angebot für Führungskräfte und Teams.

 

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